Mein Interesse an Hühnerhaltung begann, als ich
2011 mit meinem Sohn eine Folge der Sendung Löwenzahn mit diesem Thema
sah. Weitere Motivation bekam ich durch die Besichtigung eines
benachbarten Gartens, in dem drei Hennen gehalten wurden. Nach
Erkundigungen bei Huehner-Info.de und dem Studium des Buchs "Naturnahe
Hühnerhaltung" suchte ich nicht nach den üblichen Hochleistungshybriden,
sondern nach Rassehühnern, und fand schließlich einen benachbarten
Züchter, der mir aus seiner Ausstellungszucht überzählige Welsumer
Zwerghühner abgab. Dies aber nur unter der Bedingung, dass ich nicht
selber austellte und ihm überzählige Bruteier abgab.
Als Stall konnte ich einen alten Schuppen mit
Betonboden umbauen und als Auslauf war zunächst der ganze Garten
vorgesehen. Der Züchter hatte mir unbedingt empfohlen, zu den vier Hennen
auch einen Hahn zu nehmen. Nachdem ich mit den Nachbarn vereinbart hatte,
dass wegen des Krähens der schalldämmende Stall erst um acht und am
Wochenende erst um zehn geöffnet wurde, stand der Freude an der
Beobachtung meiner kleinen Herde nichts mehr im Wege. Erst durch den Hahn
konnte sie ihr artspezifisches Verhalten voll entfalten. Dieser hält die
Hennen zusammen, was am Anfang oft durch wildes Treiben auffällt, sich
aber später einspielt. Dann kümmert er sich rührend um seine Damen, lockt
sie, wenn er Futter findet, warnt bei Gefahr und schlichtet Streit.
Nach einiger Zeit merkten wir, dass man durch überall herumliegenden Kot
den Garten nicht mehr so wie früher nutzen konnte. Deshalb wurden der
Zugang durch einen mobilen Zaun auf die Wildwiese beschränkt. Am Anfang
versuchten besonders vorwitzige noch darüber zu fliegen, aber nach der
Zaunerhöhung an bevorzugten Stellen wurde dies schnell aufgegeben.
Auch
schienen sie ruhiger und zufriedener in ihrem 100 qm kleinen Reich zu sein
und legten ihre Eier in den Stallnestern und nicht mehr überall im Gebüsch
verteilt. Heute wird vom Spätsommer bis zum Frühjahr der mobile Zaun so
umgesteckt, dass nun die Wildwiese abgezäunt ist und sich erholen kann.
Die Hühner graben dann die abgeernteten Gemüsebeete um und finden
reichlich Nahrung in Form von Schnecken, Würmern und Wildkräutern.
Im zweiten Jahr saß dann plötzlich eine Henne den ganzen Tag in einem
Stallnest und verließ es nur morgens beim Füttern. Nach Rückfrage bei dem
Züchter, von dem ich die Tiere hatte, stockte ich die Eier, auf denen sie
brütetet auf sechs auf. Das war der Beginn von bisher insgesamt vier
Bruten, von denen die letzte neun Küken aus zehn Bruteiern ergeben hatte.
Die Beobachtung des Heranwachsens der Kinderschar ist ein ganz besonders
eindrückliches Erlebnis. Wenn man erstmal Erfahrung hat, kann man sich ganz
der Freude an dem Heranwachsen der Kinderschar widmen. Bei einer
Naturbrut muß der Mensch nämlich überhaupt nicht eingreifen, die Glucke
sorgt für alle Bedürfnisse ihrer Küken.
Sie wärmt, füttert, beschützt und führt die
Nestflüchlinge mit voller Hingabe. Es war ein echter Glücksfall für uns,
denn selbst bei den alten Rassen ist oft der Bruttrieb heraus gezüchtet
worden und die Zwerg-Welsumer glucken sehr selten.
Sie
haben aber den Vorteil, sehr robust unter Freilandbedingungen zu sein und
fast jeden zweiten Tag ein Ei zu legen. Ab dem Herbst kann es aber bei
Haltung ohne Zusatzlicht und -heizung auch vorkommen, dass sie wochenlang
keine Eier oder nur sehr wenige legen. Wir haben uns daran gewöhnt, ein
Frühstücksei pro Woche reicht dann auch und schon ab Weihnachten geht es
wieder los und um Ostern sind es soviele, das wir welche abgeben können.
Im
Vergleich zu ihrer Größe legen die Zwerg-Welsumer relativ große Eier der
Klasse M. Dafür graben sie aber nicht so tiefe Löcher wie die normalgroßen
Rassen und brauchen auch weniger Futter. Inzwischen sind sie schon vier
Jahre alt und legen immer noch. Dazu trägt sicher bei, dass sie eine
natürliche Pause einlegen und nicht so auf Ertrag gezüchtet worden sind,
denn auch Bioeier aus dem Handel kommen meistens von Legehybriden, die
nach einem Jahr geschlachtet werden.
Naturgarten e. V.
Hortus rusticus